Spionage-Apps erfreuen sich mit der Verbreitung von Smartphones in den letzten Jahren einer stetig wachsenden Beliebtheit. Ob man das Kind, den Partner, den Arbeitskollegen oder der Chef seine Mitarbeiter überwachen will – für alle Einsatz-Szenarien wird eine Lösung versprochen. Doch ist das Ganze überhaupt legal und was wird an Funktionalität angeboten? Das versuchen wir in diesem Artikel zu klären.
Das Smartphone ist heutzutage immer dabei – natürlich auch wenn man ohne Partner oder Kind unterwegs ist. Dies nehmen viele als Grund, Spionage-Software einzusetzen. Als Gründe werden dann oft angegeben, dass man die Treue überprüfen will oder sehen will, ob das Kind auch wirklich in der Schule und nicht an anderen Orten unterwegs ist. Bei einem Chef würde die Überwachung mit einer Überwachungs-App für iPhone wohl nur bei einem konkreten Verdacht eingesetzt, außer derjenige ist ein Kontrollfreak. Dabei wird oft vergessen, dass die Überwachung von anderen Menschen ohne deren Wissen unter gewissen Umständen eine Straftat darstellt.
Inhaltsverzeichnis
Spionage – immer legal?
Eine Spionage-App kann bei physischem Zugriff auf das Zielgerät in wenigen Minuten installiert und versteckt werden, damit der Besitzer die App nicht bemerkt. Andere Apps sind direkt sichtbar für den Überwachten, sodass damit eine gewisse Transparenz geschaffen wird. Teilweise ist ein Jailbreak notwendig, um Spionage-Apps zu installieren, doch es gibt auch Anbieter, die iCloud-Backups auslesen und somit keinen Jailbreak benötigen.
Beachten sollte man bei der Installation einer Spionage-App, dass diese zur Überwachung eigener Aktivitäten absolut legal ist. Bei minderjährigen Kindern handelt man so lange in einer Grauzone, bis das Kind über die Überwachung informiert ist. Die Überwachung von erwachsenen Menschen ist so lange illegal, bis die jeweilige Person über eine Überwachung informiert wurde und dieser ausdrücklich zugestimmt hat.
Funktionalitäten
Wir haben bewusst das Thema der Legalität nach vorne gesetzt, da die angebotene Spionage-Software eine Vielzahl von Funktionalitäten besitzt und teilweise auch damit geworben wird, dass sich diese gut verstecken lässt und der Überwachte davon nichts mitbekommt. Diese Art von Software wird hauptsächlich für die Gewinnung von Chats, Bildern, Videos und Protokollen, auch Bewegungsprotokollen, aller Art genutzt. Dabei unterscheiden sich die angebotenen Funktionalitäten je nach Hersteller. Beispielsweise kann man mit bestimmten Anbietern sogar laufende Anrufe mithören, Geräusche der aktuellen Umgebung mitschreiben oder alle Tastatureingaben in Form eines Keyloggers abfangen.
Was bei allen Herstellern gleich ist, ist dass die Spionage-Apps die gesammelten Daten an einen Server schicken und der Überwacher diese dann in einem Web-Interface einsehen kann. Je mehr Rechte die Spionage-App am System hat, desto besser lässt sie sich verstecken und desto mehr Daten lassen sich sammeln.
Kostenlose Software
Bei den gebotenen Funktionalitäten kann es sein, dass man als interessierter Kunde über den hohen Preis der Softwares stolpert. Dieser ist jedoch absolut gerechtfertigt, da die Entwicklung und der Betrieb der Server Geld kosten. Ist nämlich der Server nicht erreichbar, kann die Spionage-App die Daten nicht senden und man würde im Web-Interface nichts sehen. Aufpassen sollte man vor allem bei Versprechungen von kostenlosen Spionage-Apps, die entweder virenversucht sind, deren Webseiten voller Werbung sind oder für deren Download man erst dubiose Angebote erfüllen muss. Hierbei handelt es sich um sogenannte “Scammer”, die nur an euer Geld wollen und die angebotene Software gar nicht existiert.
Manipulationen erkennen
Wer erkennen will, ob sein Gerät manipuliert wurde, kann dies eigentlich ganz leicht tun. Hierzu ist es nur notwendig die Suchfunktion zu bemühen und das Stichwort “Cydia” einzugeben. Dabei handelt es sich um den “Jailbreak-Store”, also das Pendant zum App Store für von Apple nicht zugelassene Anwendungen. Bei einem iPhone kann Spionage-Software ausschließlich mit einem Jailbreak aufgespielt werden, wenn sie nicht offiziell im App Store erhältlich ist. Eine Ausnahme stellt das iCloud-Backup dar, für das man die Zugangsdaten zur entsprechenden Apple ID benötigt und die Auslesung von Daten dann entsprechend daraus möglich ist.
Weitere Anzeichen für eine Manipulation am eigenen Gerät stellen ein plötzlich höherer Akkuverbrauch, ein höherer Datenverbrauch, ein sich stark erwärmendes Gerät aber auch Hänger oder Fehler im System dar, beispielsweise ungewollte Textnachrichten. Stellt man so etwas fest, sollte man sein Gerät schnellstmöglich auf Manipulationen überprüfen und notfalls eine Wiederherstellung durchführen.
Wann Überwachung geeignet?
Neben den ganzen Gefahren und Problemen sollte man nicht vergessen, dass die mobile Spionage auch für gute Zwecke eingesetzt werden kann. Vor allem für Eltern, die ihre Kinder auf dem Schulweg und zurück überwachen wollen, bietet sich hier ein optimaler Einsatzzweck, vorausgesetzt beide Seiten wissen darüber Bescheid. In diesem Fall könnte man dann auch die erweiterten Funktionalitäten nutzen, etwa eine Auslesung von Chatprotokollen zur Überprüfung der Kommunikationspartner des Kindes.
Prinzipiell sind die Einsatzmöglichkeiten solcher Softwares unbegrenzt, es muss aber definitiv die Zustimmung des Überwachten vorliegen. Andererseits könnte man die Funktionalitäten von Spionage-Softwares beispielsweise für die Überwachung des eigenen Zuhauses nutzen und sich somit vor Einbrechern schützen. In diesem Fall wäre der Tatvorwurf des Hausfriedensbruchs schwerwiegender als das Recht des Einbrechers am eigenen Bild.
Ein weiterer legitimer Einsatz-Zweck wäre es, wenn man sein eigenes Gerät überwachen will, falls es geklaut wurde. Ob und wie weit man die Funktionalitäten dann einsetzen darf, wäre wieder Definitionssache. Beispielsweise müsste man sich fragen, ob man den potenziellen Dieb bei Anrufen abhören dürfe oder ob hier dann wieder nötig wäre ihn vorher zu fragen, auch wenn er eigentlich eine Straftat begangen hat. Andererseits könnte es sich auch einfach um einen ehrlichen Finder handeln, der einfach nur versucht den Besitzer des Gerätes zu ermitteln.
Fazit
Wie man sieht, bieten Spionage-Softwares eine Vielzahl von Funktionalitäten für die Überwachung von anderen Menschen. Wenn man wirklich alles komplett ausnutzen will, bewegt man sich relativ schnell am Rande der Legalität. Mit den obigen Einsatz-Szenarien dürfte man sich aber definitiv noch im Rahmen bewegen und hätte nichts zu befürchten. Übrigens sind beim Einsatz solcher Softwares die Hersteller nicht in der Haftung, da sie in ihren AGB darauf hinweisen, dass die Überwachung nur mit ausdrücklicher Zustimmung erfolgen darf.
Unabhängig von der rechtlichen Situation sollte man sich auch fragen, wie es zwischenmenschlich aussieht, wenn man jemanden ohne seine Zustimmung überwacht und am Ende vielleicht sogar erwischt wird. Das Verhältnis zu der Person dürfte nicht nur deshalb leiden, weil derjenige einen anzeigt sondern weil er sicherlich auch menschlich enttäuscht ist.