Wer bisher meinte, dass nur Samsung von Apple kopiert und dafür harte Strafen zahlen muss, wird nun eines Besseren belehrt.
Apple kopiert nämlich mit der Uhr-App seines neuen mobilen Betriebssystems iOS 6 die Schweizer Bahnhofsuhr der SBB fast bis ins kleinste Detail.
Zur Erläuterung: Jedes iPad 2 und neue iPad (3) hat mit iOS 6 einen Wecker, eine Weltzeit, eine Stoppuhr und einen Timer erhalten – alles integriert in der Uhr-App.
Apple verwendet die Schweizer Bahnhofsuhr in iOS 6 als Icon für die Uhr-App und auch in der App selber als Anzeige für die aktuelle Uhrzeit in verschiedenen Zeitzonen. Doch leider scheint man es mit der Lizensierung nicht so genau genommen zu haben.
(Bild via Wikipedia, links iPad-App, rechts Original)
Stattdessen hat sich Apple nicht etwa nur am Design der Schweizer Bahnhofsuhr orientiert, sondern sie direkt mit rotem Sekundenzeiger übernommen. Lediglich die Verzögerung von 1,5 Sekunden bei jeder vollen Minute ist nicht vorhanden.
Der SBB-Sprecher Christian Ginsing äußerte sich Tagesanzeiger.ch gegenüber folgendermaßen:
“Zwar haben wir Freude, dass die Schweizer Bahnhofsuhr bei Apple zum Einsatz kommt. Das ist ein Beweis mehr dafür, dass sie ein echtes Designerstück ist. Dabei handelt es sich aber um eine unautorisierte Nutzung von Apple.”
SBB-Sprecher Reto Kormann sagte Blick.ch:
“Wir versuchen, mit Apple in Kontakt zu treten, um die unautorisierte Nutzung finanziell und rechtlich zu regeln.”
Die SBB haben seit 1944 die Urheber- und Markenrechte an dem Konzept von Hans Hilfiker. Es wurde zum Vorbild für Bahnhofsuhren in ganz Europa. Dazu Kormann: “Sie ist eine absolute Design-Ikone.”
Zu der Frage, warum Apple sich gerade diese Uhr ausgesucht hat, konnte Blick.ch einen App-Entwickler interviewen. Er hatte im Jahre 2009 die App “Swiss Railway Clock” für iPhone und iPad im App Store für 1 Franken veröffentlicht – sie wurde zum Verkaufsschlager.
Zwar findet der Entwickler es “Cool”, dass sich gutes Design bei Apple durchsetzt, allerdings müsse man auf Urheberrechte hinweisen.
Der Uhrenhersteller Mondaine, welcher die Schweizer Bahnhofsuhr mit Lizenz der SBB produziert, prüft derweil rechtliche Schritte. Dazu Chef André Bernheim: “Eine gemeinsame Lösung ist aber sicher das Beste für alle Parteien und nicht der juristische Weg”.
Apple Schweiz erteilte zu dem Fall auf Anfrage von Tagesanzeiger.ch keine Auskünfte und verwies auf die Firmenzentrale in den USA.